Hebel_121 is an art space, where artits have the opportunity to develop a site specific work in the front space, combined with an exhibition in the back space. The exhibition can be seen day and night. Hebel_121 has presented an international program since 1998.

Hebel_121 ist ein Kunstraum, welcher Künstlerinnen und Künstlern die Gelegenheit bietet, im Hauptraum eine ortsspezifische Arbeit zu entwickeln, verbunden mit einer Ausstellung im Nebenraum. Die Ausstellung ist Tag und Nach sichtbar. Hebel_121 präsentiert seit 1998 ein internationales Programm.

XX, 1998-2020
XX, 1998-2020
Booklet Hebel_121

Leben – Kunst – Leben

Damit anspruchsvolles Kunstschaffen sichtbar wird und sich ein Name etablieren kann, braucht es engagierte Persönlichkeiten und einen geeigneten Ort. Beides bietet der Kunstraum Hebel_121 in Basel. Hebel_121 ist schon seit 20 Jahren ein Treffpunkt für ein internationales Kunstpublikum und ein Blickfang für eilige Passanten im Alltag. Durch die beiden grossen Schaufenster und im kleinen Kabinett lassen sich fünf bis sechs unterschiedliche Ausstellungen pro Jahr zur Gegenwartskunst entdecken. Darunter sind viele spannende, unetablierte Positionen aus dem In- und Ausland. Gerade dem Geschehen am Rande der Kunstszene gehört das leidenschaftliche Interesse von Gerda Maise und Daniel Göttin. Mit sicherem Gespür und kritischem Auge für künstlerische Qualität bestimmen sie die Auswahl und überraschen mit wahren Trouvaillen. Mit unkonventionellen Ausstellungen bieten sie vielen Neuentdeckungen ein Fenster zur Öffentlichkeit. Beide, selber Künstlerin und Künstler, träumten jahrelang davon, Leben und Kunst so zu verbinden, dass sie ihren ästhetischen Präferenzen Gewicht verleihen können. Dabei liegt ihnen nicht nur private Erfüllung, auch die Sensibilisierung der Öffentlichkeit für Zeitgenössisches am Herzen. Beide leisten viel Arbeit ohne Lohn.

Umso beeindruckender, dass Hebel_121 bereits zwei Jahrzehnte existiert und unabhängig vom Kunstmarkt seine Position behauptet. Dass der Kunstraum nicht nur eine Bereicherung der Basler Kultur ist, sondern über die Landesgrenzen hinaus wahrgenommen und geschätzt wird, zeigt eine verdiente Würdigung, die der Offspace im Jubiläumsjahr von unverhoffter Seite erfahren hat. Eine Stiftung garantiert durch einen finanziellen Zuschuss das Weiterbestehen für die nächsten zwei Jahre.

Die Anfänge
1985 begann die Vision von Gerda Maise und Daniel Göttin, einen Ort für gelebte Kunst und für ein künstlerisches Leben zu finden, Realität zu werden. Als ein Ladenlokal mit angegliederter Wohnung und Backstube einer ehemaligen Bäckerei frei wurde, packten sie die Gelegenheit beim Schopf und mieteten das Erdgeschoss. Zusammen mit drei Beteiligten wurde die ganze Liegenschaft einige Jahre später gekauft. Eine wahrhaft einmalige Chance! Die Räumlichkeiten, an der Ecke Hebelstrasse/St. Johanns-Ring in Basel-West, boten nebst dem Ladenlokal mit den zwei grosszügigen Schaufenstern auch eine Wohngelegenheit für das Künstlerpaar. Die ehemalige Backstube, gleich neben dem gemeinsamen Logis gelegen, dient seither als Atelier und Werkstatt. Bis das Ladenlokal zum Ausstellungsraum umgebaut war, dauerte es noch eine Weile. 1997/98 konnte der Kunstraum Hebel_121 endlich offiziell eröffnet werden. Mit einer Austausch-Ausstellung zwischen Japan und der Schweiz spannten Maise und Göttin den geographischen Bogen von Europa bis nach Asien, Australien, Amerika und legten die Saat für ein fruchtbares Netzwerk. Beziehungen und Künstlerfreundschaften, geprägt von ästhetischer Geistesverwandtschaft, wurden gepflegt und fanden durch Atelieraufenthalte und Kunstprojekte im Ausland neuen Nährstoff.

Die Ausrichtung
Eine klare Linie prägt das Spektrum der ausgewählten Positionen. Ausgehend vom eigenen Kunstschaffen liegt der Fokus von Gerda Maise und Daniel Göttin auf Wahlverwandtschaften. Da die Ausstellungen nicht primär durch ökonomische Überlegungen beeinflusst werden, sondern kunstimmanent sein sollten, bleibt viel Freiraum für ästhetische Anschauung und emotionale Impulse. Die Untersuchung des Raumes und das Eingehen auf die vorgefundene architektonische Situation sind oft mitbestimmend für die Auswahl von Kunstprojekten und künstlerischen Positionen. Bevorzugt werden neue Tendenzen im Umfeld von Konzept Kunst, konkret-konstruktiver Kunst, Minimal Art und Arte Povera, experimentelle Strömungen kommen dazu. Malerei, Plastik, Objektkunst, ortspezifische Raum- und Videoinstallationen, Tag und Nacht sichtbar, sind gleichermassen präsent. Hebel_121 konnte sich als Kunstort erfolgreich etablieren, gerade durch ein eigenwilliges, persönlich geprägtes Konzept und die Hingabe von Seiten der Besitzer. Er hat über die Jahre hinweg seine besondere Ausstrahlung entfaltet und ist nicht nur für die Betreiber, auch für Künstlerinnen, Künstler und das Publikum zu einem Treffpunkt und zu einer Art Inspirations- und Kraftquelle geworden.

Iris Kretzschmar